Da wir in Bischofszell kaum Kenntnisse von Winterquartieren haben, wollten wir diese suchen. Ja, so einfach ist das nun aber nicht! Die ganze Geschichte nun mal von vorne:
Wir haben am 27. Oktober 4 grosse Abendsegler mit einem Sender versehen. Denn wir vermuten, dass sie bald ganz in der Nähe ein Winterschlafquartier aufsuchen werden. Solche Quartiere zu finden ist aktuell unser Ziel. Zudem interessiert uns der Zeitpunkt, zu dem die Fledermäuse ihr Winterquartier aufsuchen.
Mit der Antenne konnten wir drei der Tiere in den folgenden Tagen einfach orten. Eins hatte sein Stammquartier beibehalten, zwei andere hatten das Quartier gewechselt. Das eine Tier wählte sich einen anderen, bekannten Fledermauskasten als neues Zuhause, ein paar Hundert Meter entfernt. Der andere Abendsegler suchte sich auf der anderen Thurseite eine Baumhöhle aus, um dort einige Tage zu verbringen. Danach ist er wieder etwas näher, in eine Baumhöhle gezogen.
Nun, da war doch noch ein viertes Tier mit Sender ausgerüstet worden!
Genau, und dieses Tier hatten wir von Anfang an schnell aus den Augen verloren. Die Antenne konnten wir drehen und wenden wie wir wollten - aber von unserer Fledermaus hörten wir keinen Pip. Wir machten uns mit dem Auto auf, die nächsten Hügel als ideale Orte zu erklimmen. Denn dort fehlen die störenden Landschaftsstrukturen, die das Pip-Signal nur behindern oder abfälschen. Weit ins Land hörten wir mit unseren feinen Empfängern. Doch auch jetzt nur ein wildes Rauschen aus dem Lautsprecher! - Doch Halt - War da nicht ein einzelner, ganz schwacher Pipton zu hören? Der Puls wurde höher, es pochte in den Ohren. Trotzdem, da war wieder ein zaghaftes Pip zu hören. Das muss ganz weit weg sein!
In langsamen Hin- und Herbewegungen versuche ich die Richtung zu finden, wo das Signal am stärksten zu hören ist. Kaum wahrnehmbar, aber doch, jetzt kann ich die Richtung wage erkennen. Mit dem Kompass lese ich die genaue Himmelsrichtung ab, die ich dann auf die Landkarte übertrage: Irgendwo da draussen in der festgestellten Richtung muss mein Tier sein. Wie weit weg weiss ich aber nicht. Da bleibt noch viel Raum offen.
In den nächsten Tagen suchen wir, den halben Thurgau durchfahrend, nach diesem verschollenen Tier. Ab und zu empfangen wir sein Signal um es wenig später wieder zu verlieren. An Wäldern oder Hügelzügen gespiegelte Signale narren uns immer wieder. Doch schlussendlich finden wir das Tier in einem Turm schlafend. Wir kontrollieren natürlich am nächsten Tag erneut, ob der Abendsegler noch brav in seinem Quartier ist. Freundlicherweise bleibt er nun seinem neuen Quartier sehr treu.
Wir haben wieder alle Fledermäuse gefunden! Und so können wir jetzt geruhsam warten bis uns eine der Fledermäuse wieder entwischt und uns vielleicht wieder durch den halben Thurgau jagt. Ich bin gespannt, wo sie überwintern! Auf jeden Fall haben wir aber schon ein paar neue Quartiere entdeckt. Das freut uns schon mal riesig.